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Abt Urban als Festzelebrant in Rastatt

300 Jahre Einsiedelner Kapelle in Rastatt – Stein gewordene Danksagung

Mit einem Festgottesdienst, zelebriert von Abt Urban, und Gästen, darunter eine Vertretung des Bezirksrats Einsiedeln und der Bürgermeister von Ostrov, Tschechien, wurde das Jubiläum der Einsiedelner Kapelle in Rastatt gebührend gefeiert.

mm. Wohl wenige Einsiedler wissen, dass seit 1709 im tschechischen Ostrov, ehemals Schlackenwerth, Böhmen, und seit 1714 im badischen Rastatt, Deutschland, je ein Abbild der Einsiedler Gnadenkapelle stehen.

Die 1675 geborene Markgräfin Franziska Sibylla Augusta wuchs im Schloss Schlackenwerth im damaligen Böhmen auf. Auch nach ihrer Heirat im Jahre 1690 (!) mit dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden blieb das Paar dort wohnen, bis die neu erbaute Residenz in Rastatt 1705 bezogen werden konnte. Von ihren neun Kindern überlebten nur deren drei und der Jüngste, August Georg, sprach als Kind nicht.

Die sehr gläubige Markgräfin unternahm immer wieder Wallfahrten nach Einsiedeln und als ihr Sohn mit sechs Jahren doch noch zu sprechen begann, was für sie ein Wunder war, liess sie aus Dankbar keit in Schlackenwerth, heute Ostrov in Tschechien, nach Originalplänen eine Kopie der Gnadenkapelle von Einsiedeln erstellen.

Nach dem frühen Tod ihres Gatten übernahm Sibylla Augusta mit 32 Jahren mitten im sogenannten Spanischen Erbfolgekrieg (1701– 1714) die Regierungsgeschäfte und sie erwies sich als kluge selbstbewusste Politikerin und umsichtige Verwalterin ihres Erbes. Als am 6. März 1714 in Rastatt endlich der langersehnte Friedensschluss zustande kam, stiftete die Markgräfin einen weiteren Nachbau der Einsiedelner Kapelle. Das Gnadenbild der Schwarzen Madonna wurde dazumal von einem Bildhauer Josef Källin angefertigt, wie die bei einer Restaurierung der Marienfigur gefundene Inschrift beweist. Dieser Künstler stamme sicher aus der Region Einsiedeln, nehmen die Rastatter heute noch an. Erinnerung an Friede und Glaube

Im Rahmen des Gedenkjahres «300 Jahre Friede von Rastatt» feiert die Stadt auch die Entstehung der Einsiedelner Kapelle als Dankesgabe der Markgräfin an die Gottesmutter, der sie sich in ihrer Not anvertraut hatte. Rechtzeitig zum Jubiläum ist die Kapelle übrigens vom Land Baden-Württemberg renoviert und auch die Aussenanlage ist erneuert worden.

Zur grossen Freude der Rastatter sagte Abt Urban Federer von Einsiedeln zu, den Festgottesdienst zu zelebrieren und es nahmen am vergangenen Sonntag einige hundert Personen daran teil. Ebenso an der Messe mitgewirkt hat, zusammen mit etlichen weiteren Zelebranten, der Einsiedler Pater Mauritius Honegger, der in Tübingen studiert. Als Gäste waren zudem einige kirchliche und kommunale Würdenträger aus der tschechischen Stadt Ostrov, zusammen mit ihrem Bürgermeister, sowie Hanspeter Egli als Vertreter des Bezirksrats Einsiedeln mit seiner Frau Lisbeth am Gedenkgottesdienst anwesend. Die beiden Politiker überbrachten denn auch Grussworte aus ihrer Heimat und sie durften im Gegenzug eine sehr zuvorkommende und herzliche Gastfreundschaft in der gut 45'000 Einwohner zählenden Stadt erleben.

Abt Urban wählte in seiner Festpredigt Gedanken zum Thema Bitten und Beten in Verbindung zur Markgräfin. Diese habe im Gebet um Frieden gebetet und die Kapelle in Rastatt sei die «Stein gewordene Danksagung», dass ihr Beten erhört worden sei.

Umrahmt wurde der festliche Gottesdienst von zahlreichen musikalischen Einlagen. Die zweite Lesung oblag Lisbeth Egli und die Kollekte geht an die Propstei St. Gerold im Grossen Walsertal, der «Filialniederlassung» des Klosters Einsiedeln, das in sechs Etappen diese weitgehend denkmalgeschützte Klosteranlage sanieren will.

Weitere Jubiläumsaktivitäten

Zu Beginn der Messe segnete der Rastatter Pfarrer Ralf Dickerhof die eigens für dieses Jubiläum angefertigte Fahne und als weiterer Höhepunkt durfte sich Abt Urban ins Goldene Buch der Barockstadt eintragen. Der Oberbürgermeister der Stadt, Hans Jürgen Pütsch, dankte dem Einsiedler Abt gleichzeitig für die Leihgaben, welche das Kloster für die einjährige Sonderausstellung im Stadtmuseum zum Thema «300 Jahre Friede von Rastatt» zur Verfügung gestellt hat.

Nebst weiteren Gedenkgottesdiensten wird am 26. September auch der ehemalige Schwyzer Denkmalpfleger Markus Bamert in Rastatt einen Vortrag mit dem Titel «Das Haus der Schwarzen Madonna: Die Einsiedelner Gnadenkapelle, Original und Kopie» halten.

Ausserdem werden die Rastatter vom 26. bis 28. September eine Friedenswallfahrt nach Maria Einsiedeln und Sachseln unternehmen und so ihr Jubiläumsjahr zu «300 Jahre Einsiedelner Kapelle» und zum gleichaltrigen Rastatter Friedensschluss abrunden.

Mit viel Wetterglück konnte der feierliche Festgottesdienst mit Hauptzelebrant Abt Urban zum Jubiläum «300 Jahre Einsiedelner Kapelle in Rastatt» im Freien stattfinden.

Fotos: Lisbeth Egli

Die Kopie des Einsiedler Gnadenbildes wurde 1714 angefertigt.

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